Einfach mal Innehalten

Vor ein paar Wochen habe ich eine Pflanze adoptiert – eine Art Kaktee. Sie stand bei uns im Kloster Wennigsen mit dem Schild „zu verschenken“ auf einer Fensterbank. Da es in den Gängen dort extrem kalt im Winter ist, dachte ich mir, dass ich sie einfach mal mitnehme, um sie zu Hause ein bisschen aufzupäppeln.

Nach ziemlich kurzer Zeit sah ich dann kleine Knospen an einigen der Blätter und freute mich schon darauf, sie beim Blühen zu erleben.

Und dann sah ich mir diese Pflanze neulich an, und es geschah etwas ganz Merkwürdiges. Sie ist so unprätentiös und wenig spektakulär. Alles wächst nur ganz langsam. Da ist nicht in ein oder zwei Tagen eine Wahnsinnsblüte zu sehen. Es entwickelt sich langsam, so dass ich auf einmal das Gefühl hatte, die Zeit würde stillstehen.

Und diese Betrachtung hat mich dann zu dem gebracht, was ich heute ansprechen möchte.

Bei all den Tipps, die es immer wieder rund um das Präsentieren gibt, bei den vielen Optimierungen und Übungen ist es, glaube ich, manchmal auch einfach gut, sich auf das zu besinnen, was man schon gut kann und was einem ohne Anstrengung und viel Üben sowieso zur Verfügung steht.

Oft ist das schon eine ganze Menge. Wir sind nur bei der ganzen ständigen Optimierung unseres Auftritts viel zu sehr mit dem beschäftigt, was wir noch nicht können und viel zu wenig mit dem, was wir schon können.

Es ist diese Sichtweise, auf die Defizite zu achten und sie auszugleichen.

Vielleicht ist es gut, mal auf die Stärken zu achten, sich an ihnen zu erfreuen und sie ohne viel Brimborium einzusetzen. Unprätentiös, aber mit einem guten Effekt. Ohne Aufregung, sondern mit innerer Ruhe und Gelassenheit. Nicht von einer Verbesserung zur anderen hetzen, sondern sich dessen bedienen, was schon da ist.

Ich weiß, dass das eigentlich ein ganz komischer Tipp für Präsentationen ist, aber ich glaube, dass es manchmal wirklich gut ist, den Leistungsdruck rauszunehmen und sich seiner eigenen Stärken bewusst zu werden.