Sich Aufregen darf sein
6 Apr 2017
Erstellt am: 08. Nov 2016
Von Albert Schweitzer stammen die Sätze: „Mit den Jahren runzelt die Haut. Die Seele aber runzelt mit dem Verzicht auf Begeisterung.“ Ich las sie heute zufällig wieder und dabei fiel mir ein, wie häufig ich den Eindruck habe, dass Redner diese überhaupt nicht haben oder sie zumindest nicht zeigen. Manchmal scheint es mir auch ein kulturelles Phänomen zu sein, denn eine gewisse Tonlosigkeit, eine Ausdruckslosigkeit in Mimik und Gestik meine ich bei uns viel häufiger anzutreffen als in manch anderen Kulturkreisen.
Ich hatte neulich einen Kurzfilm zu redigieren. Die Menschen, die in diesem Film zu Wort kamen, berichteten eigentlich über ein wirklich phantastisches Projekt. Sie sprachen aber, als wenn sie gerade bei einem Begräbnis wären. Was soll man dabei redigieren – der ganze Dreh war von dieser Trostlosigkeit geprägt und ich hätte die Sprechenden am liebsten an der Hand genommen und ausgerufen: „Mensch, toll, was für ein interessantes Projekt.“ In dem Film kamen auch junge Menschen zu Wort und gerade die waren eigentlich am wenigsten begeistert.
Das sind Situationen, in denen ich dann schlagartig müde werde. Wenn das dann noch in einer Präsentationssituation so ist, dann wirkt die Rede wie ein Schlafmittel fortissimo.
Ich finde es total wichtig, bei der Vorbereitung einer Präsentation die Begeisterung, das Feuer in sich selbst zu entfachen, damit man es auch glaubwürdig rüberbringen kann und entsprechend auch die Zuhörenden begeistern kann.
Und wie geht das? Bei mir geht es immer am besten, wenn ich mich darauf konzentriere, über das zu sprechen, was mich selber wirklich interessiert – was mich betrifft und angeht und wozu ich einen persönlichen Bezug herstellen kann. Ich muss als Mensch engagiert sein. Dann brennt die Flamme und zeigt sich als Begeisterung im Vortrag.
Foto: fotolia
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